Diese artenreiche Gartenpracht inmitten des wunderschönen Naherholungsgebietes zwischen Wakenitz und Kanaltrave verdankt ihren Namen der ihr seinerzeit zugedachten Bestimmung. Zielsetzung der damaligen reformpädagogischen Bestrebungen war es, naturkundlichen Unterricht bei einhergehender Ertüchtigung zu vermitteln, damit Schulkinder durch eigene gärtnerische Arbeit mit dem Vegetationszyklus der Pflanzen vertraut werden.
Nach beharrlichen, mehrfachen, fast 3 Jahrzehnte andauernden Bestrebungen gelang es 1930 endlich, die Bewilligung des Hohen Senats für eine solche Umsetzung zu erhalten, die zuvor aus Kostengründen stets abgelehnt wurde. So entstand auf dem Gelände des einstigen Anzuchtgartens die Anlage eines Zentralschulgartens für die Hansestadt Lübeck, gestaltet nach Plänen des Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz (1880-1946).
In den Notzeiten der beiden Weltkriege wurden auf einem Großteil der Flächen Kartoffeln und Gemüse angebaut, um die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Erst 1949 wurde das Areal wiederum zum Schul- und Schaugarten erklärt und seiner Bestimmung zugeführt.
Ein dramatisches Ende drohte dem kleinen botanischen Garten 2013, als die Bürgerschaft beschließen sollte, diesen aus Kostengründen zu schließen. Alarmiert von diesen Plänen, initiierte der Grüne Kreis Lübeck e.V. eine Unterschriftenaktion „Rettet den Lübecker Schulgarten“, die von breiten Schichten der Lübecker Bevölkerung unterstützt wurde. 9327 Unterschriften konnten binnen 6 Wochen gesammelt und dem Lübecker Bürgermeister übergeben werden. Diesem erklärten Bürgerbegehren folgte die Steichung des Schulgartens von den Einsparungen der Konsolidierungsliste und der Schulgarten war gerettet. 2014 wurde der engagierte Verein „Förderung des Lübecker Schulgartens e.V.“ gegründet und konnte fortan durch Spendengelder den Erhalt dieses botanischen Kleinods gewährleisten mit großzügiger Mittelbereitstellung für den Unterhalt.
Seit 2017 ist der Schulgarten in seiner Existenz gesichert durch Aufnahme in die Denkmalliste der Hansestadt Lübeck.
Mit stets wachsendem Interesse, gerade in der heutigen digitalen Welt, kommen zunehmend wieder Schulklassen zum vertiefenden Unterricht in Lübecks „grünes Klassenzimmer“. 2018 konnte durch den Verein „Förderung des Lübecker Schulgartens“ ein neues Gewächshaus gebaut werden, finanziert durch großzügig gewährte Fördermittel Lübecker Stiftungen, sowie privater Spender, um zukünftig wetterunabhängig auch praktische Unterweisungen – vom Samenkorn bis zur Pflanze – vermitteln zu können.
Auch die Vererbungslehre nach Gregor Mendel ergänzt anschaulich theoretisches Lehrbuchwissen. Und mit ungeduldiger Neugier machen schon Kindergartenkinder in bereitgestellten Beeten unter Anleitung ihre ersten Pflanzenbekanntschaften.
Nicht nur als „Ort des Lernens“ präsentiert sich dieses botanische Kleinod, sondern auch als Refugium zum Genießen von Mußestunden fernab des städtischen Trubels, dabei mit einem behutsam gestalteten „Erlebnisangebot“. Farbenfrohe Schaubeete mit ihren Wechselbepflanzungen, interessante Stauden, wichtige Nutz- und Heilpflanzen, Themengärten wie Alpinum und Heidegarten, Wildblumenwiese oder auch Feuchtbiotope, vermitteln einen Einblick in die Vielfalt unserer Flora. Das schattengeschützte Seerosenbecken lädt genauso zum Verweilen ein wie der sonnenbestrahlte Senkgarten. Der streng symmetrisch angelegte Bauerngarten mit seinen Taxuseinfassungen gewährt als willkommener Rückzugsort den Eindruck ländlicher Beschaulichkeit inmitten der Stadt.
Markante Skulpturen wie der „Panther“, geschaffen von dem Lübecker Bildhauer Fritz Behn (1878-1979) und die anmutige „Dorothea“ als „Wasserschöpfendes Mädchen“, geschaffen um 1910/20 vom Berliner Künstler Ernst Müller-Braunschweig (1860-1928) bereichern das 7.077 m2 umfassende Gartengelände mit seinen gut 2.000 Pflanzenarten.